SV Arminia Langeicke

DIE GESCHICHTE UNSERES VEREINS

100 Jahre Arminia - der Rückblick

Von halben Schweinen und drei goldenen Generationen


Fußball gilt als die schönste Nebensache der Welt. Doch wer durch die hundertjährige Geschichte von Arminia Langeneicke wandert, erkennt, dass mehr dahintersteckt.  

  • 1920Erster Spieltag

    Nicht Störmede, nicht Geseke, auch nicht Ehringhausen: Gegen den VfB Salzkotten fand das erste offizielle Spiel von Arminia Langeneicke im Jahr 1920 statt. Also genau zu der Zeit, als die sportliche Bewegung und körperliche Ertüchtigung unter freiem Himmel hoffähig wurde. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Kaiserzeit unter Wilhelm II. organisierte sich auch die ländliche Bevölkerung in Sportvereinen. Wohlgemerkt der männlichen Hälfte, denn die gesellschaftlichen Strukturen dieser Zeit ließen in der Regel keine Vereinsgründungen/Mietgleidschaften für Frauen zu. Es war nicht so, dass nicht auch vorher schon gekickt wurde: Regelmäßig rammten die Langeneicker auch schon vor 1920 im „Bruch“ zwei angespitzte Pfähle in die Erde und „pöhlten“ los. Aber so ein Vereinsleben hatte auch damals schon viele Vorteile. Knapp zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges brauchten die Menschen Ablenkung. Fußball half, zu einem normalen Leben zurückzukehren. Dazu gehörte auch das Feiern, sprich das große Stiftungsfest von Arminia. Auf Kempers Hof bauten die Langeneicker ein Tanzzelt auf. Getrunken wurde in der Kneipe, getanzt im Zelt. Die Musiker, eine Eichsfelder Blaskapelle, mussten sich ergo entscheiden, wo sie sitzen wollten – und wählte die Kneipe. Sie blies durch das geöffnete Fenster. Vorher hatte der erste Vorsitzende, Wilhelm Reise, einen Fußball im Takt der Musik bei einem Umzug durchs Dorf getragen. Diese Ehre wird heute nur noch Holzvögeln zuteil. Das Vereinslied „Brüder hisst die Bundesfahne“ findet sich noch heute auf der CD mit den Arminen-Songs wieder. Was die jungen Kicker 1920 noch nicht hatten war ein Sportplatz. Das Einzige, was die Gemeinde im ersten Schritt bot, war die Mittelhäuser Schafshude (wo heute die Siedlung steht). Zwei Tore ließen sich finden, von Umkleide oder Waschräumen konnte natürlich noch keine Rede sein. Der Ball war damals wirklich noch aus Leder und statt Fußballschuhen trugen die Kicker ihre normalen Arbeitsschuhe.
  • 1921Ein wütender Pastor

    Vereinsarbeit birgt stets gesellschaftliche Herausforderungen – das mussten auch die Arminen schon auf der ersten Generalversammlung erkennen. Sie sollte nachhaltige Folgen haben: Der Streitpunkt war ein vermeintlicher technischer, nämlich welchem Verband sich der neue Verein anschloss – dem DJK-Verband oder dem Westdeutschen Spielverband. Für Letzteren entschied sich die Mehrheit der anwesenden Mitglieder, ganz zum Leidwesen von einigen Eltern von Jungendspielern und Pastor Nillies, der daraufhin wutentbrannt die Versammlung bei Kempers verließ. Die Episode hatte Folgen, der Streit führte sogar dazu, dass der Spielbetrieb der Ersten Mannschaft nach kurzer Zeit eingestellt wurde. Immerhin kickten die Jugend- und Schülermannschaft weiter. Es dauerte bis 1929, bis Arminia Langeneicke erstmalig in voller Blüte erstrahlte mit einer Ersten und Zweiten Mannschaft, die am (DJK-) Spielbetrieb teilnahm. Vorsitzender war damals Fritz Holtkötter, der sich als Schneidermeister in Langeneicke niedergelassen hatte. Zuschauer gab es schon damals reichlich, wobei man auch sagen muss, dass die Fußballspiele in den wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten eine der wenigen angenehmen Abwechslungen darstellten
  • 1945Ein halbes Schwein als Bezahlung

    Kurz darauf holte Arminia den ersten Pokal. Heute fährt man nach Ahden vor allem, um mit dem Flugzeug quer durch Europa zu fliegen. Und auf einem Anhänger stehen Fußballer eher nach dem Gewinn von Titeln. Damals war es schon auf dem Hinweg so: Zwei Schimmel zogen einen geschmückten Leiterwagen dorthin durch Feld und Wiese. Zurück dauerte mit einem zigfach geleerten Pokal etwas länger. 1931 waren alle wieder nüchtern und Arminia holte zum zweiten Mal den Pokal – diesmal in Brenken. Den größten Erfolg bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges erreichte Arminia 1932/33: Mit nur einem verlorenen Spiel in zwei Jahren errang die Mannschaft die Bezirksmeisterschaft. Es war die erste „Goldene Generation“ von Kickern. An diesen Erfolgen hatte der damalige erste Vorsitzende Josef Baumeister mit seiner ausgleichenden Art großen Anteil. 1933 wurde der DJK-Verband aufgelöst und Arminia der ersten Kreisklasse zugeteilt. Der Spielbetrieb fand in den folgenden Jahren mit eher mäßigem Erfolg in Bökenförde statt. Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges endeten Auftritte der Senioren, weil die Männer zu den Waffen gerufen wurden. Nur noch die Jugend konnte weiter Spiele austragen. Um die Betreuung kümmerte sich der damalige erste Vorsitzende Franz Lübbert. Das erste Spiel nach dem Krieg fand am 15. Juli 1945 statt, also gut zwei Monate nach dem Ende der Kriegshandlungen in Europa. Gegen Bökenförde gewann die Arminia 1:0, danach setzte es aber gegen Störmede eine 0:5-Pleite. Der erste fremde Trainer vor dem Krieg hieß Fürstenberg, kam aus Lippstadt und wurde mit einem halben Schwein bezahlt.
  • 1945Der Name Arminia wird verboten

    An dieser Stelle sei erwähnt, warum der Verein eigentlich „Arminia“ genannt wurde. Auf die Idee kam damals Konrad Ewald, der aus Bielefeld stammte und bei Sträters auf dem Bauernhof arbeitete. Er schlug vor den Verein - in Anlehnung an Arminia Bielefeld - "Arminia" zu nennen. Sein Vorschlag wurde akzeptiert – und seitdem heißt Arminia Arminia. Bis auf eine rund zwei Jahre dauernde Phase nach dem Zweiten Weltkrieg. Die britische Militärregierung förderte zwar Sport im Allgemeinen und Fußball im Besonderen, aber der Name Arminia war ihr zu kriegerisch. Am 7. Juni 1945 wurde der Name verboten. Dieses Verbot galt bis 1948. In diesen Jahren hieß der Verein auf Vorschlag von Heinrichs Peter FC Rasensport. In der Tat, daran konnte niemand Anstoß nehmen. Das erste Pokalturnier nach dem Krieg gewann Störmede 1947. Die Siegerehrung fand mit selbstgebranntem Schnaps und Dünnbier statt. Zu vorgerückter Stunde entschloss man sich, am nächsten Tag Schützenfest zu feiern. Der selbstgebastelte Vogel wurde vom damaligen Spielführer Heinrichs Peter mit der Keule abgeworfen. Arminia sorgte also auch für einen neuen Anfang im Schützenwesen. Spieler- und Mannschaftssitzungen fanden in dieser schweren Zeit bei Lübberts (Fahlen) in der Küche statt. Fahlen Jungs, Anton und Josef, die bei den Engländern in Lippstadt arbeiteten, organisierten die Sportkleidung und Bälle. Von den Verbandstrainern Ferdinand Fabra und dem berühmten Detmar Cramer, beide später beim Westdeutschen Fußballverband beschäftigt, wurde in Langeneicke Sondertraining durchgeführt. Es war wieder ein Anfang gemacht. Der Verein gab vielen im Dorf in diesen schwierigen Zeiten Freude. In den Jahren von 1948 bis 1975 spielte Arminia mal in der ersten, mal in der zweiten Kreisklasse. Dann war es an der Zeit für
  • 1975Die zweite goldene Generation

    Wie groß das Talent von gleich mehreren Jungs war, zeigte sich schon in den Jugendmannschaften der 60er, spätestens aber Mitte der 70er auch in der Ersten Mannschaft. Werner Kruse schoss Arminia in der Saison 1974/75 mit 48 Toren in die Bezirksklasse. Bereits vier Spieltage vor Schluss stand Langeneicke als Aufsteiger fest. Diesem Erfolg folgten neun tolle Jahre in der Bezirksliga, die Langeneicke weit über die Kreisgrenze hinaus bekannt machten. Im Jahr des Aufstiegs wurde übrigens auch das neue Sportheim eingeweiht.
  • 2004Die dritte goldene Generation

    Alte Herren, Power Gymnastik, Mädchen- und zwischenzeitlich auch Damenfußball sowie aktive Radsportgruppen runden das Programm der Arminia in den letzten Jahrzehnten ab. Die erste Damenfußballmannschaft wurde in den 1970er Jahren gegründet. In einem Spiel anlässlich des 50. Vereinsjubiläums gegen die Damenmannschaft aus Overhagen fanden 1000 Zuschauer den Weg zum Sportplatz. Davon können heute noch einige Mannschaften in der Damenbundesliga träumen. In diesen Jahren war mit Ernst Kuzorra ein Mitglied des erfolgreichen Schalker Kreisels in den 1930er Jahren, mehrmaliger deutscher Meister, Nationalspieler und Freund des legendären Langeneicker Gastwirts Josef Meyer häufiger Besucher auf dem Langeneicker Sportplatz. Sein 75-jähriges Jubiläum feierte die Arminia 1995 als B-Ligist. Nach dem Abstieg aus der Bezirksklasse Mitte der 80er hatte es Anfang der 90er auch nicht mehr für die Kreisliga A gereicht. Freude machte in dieser Phase die Entwicklung der Jugend-mannschaften: Seit der Intensivierung der Jugendarbeit 1986, als die außergewöhnlich geburtenstarken Jahrgänge in die F-Jugend kamen, war absehbar, dass mittelfristig neue „goldene Zeiten“ kommen könnten. Und tatsächlich wuchs eine dritte goldene Generation heran, die 2004 in die Kreisliga A aufsteigen sollte und kurz danach in die Bezirksliga. Überhaupt war die Zeit Mitte der Nuller-Jahre eine äußerst erfolgreiche: Hunderte Zuschauer bei den Spielen der Senioren, ein intensives Vereinsleben und große Erfolge in der Jugendarbeit – nicht zuletzt die zwei Pokalsiege 2004 der A- und D-Jugend bildeten Premieren. Den letzten Titel holte die dritte goldene Generation übrigens 2019 durch den Kreispokalsieg bei den Alten Herren. Das Herzstück der Mannschaften unserer Arminia waren in den Jahren des Vereinslebens immer Langeneicker Familien, welche die Fußballergene vererbt haben. Namen wie Grote, Gottbrath (Weier), Heinrichs (Reimann), Hunold, Kahr, Kruse, Mergenmeier, Rehborn, Sprink oder Sure haben über mehrere Generationen die Jugend- und Seniorenmannschaften erfolgreich geprägt. Einige von Ihnen sind oder waren nach ihrer aktiven Zeit auch in verschiedenen Positionen als Funktionsträger des Vereins tätig.
  • 2020100 Jahre Arminia

    Hatte man in den Gründungsjahren mit den wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Problemen der Zeit zu kämpfen, so sind es seit der Jahrtausendwende der Fiskus und die abnehmende Begeisterung für das Ehrenamt, die dem Vereinsleben zu schaffen machen. Ein Verein wie die Arminia beispielsweise wird wie ein kleines Unternehmen geführt. Steuern, Verbands-/Sozialabgaben und weitere Kostenerstattungen an öffentliche Organisationen verschlingen mittlerweile jährlich fast 20 Prozent des Gesamtetats. Somit ist ein Verein wie die Arminia auf Einnahmen durch Bandenwerbung, Spenden und Zuwendungen vieler Fußballbegeisterter angewiesen. Ohne die heimischen Unternehmen und Privatpersonen wäre eine Finanzierung der Ausgaben nicht möglich. Dieses gilt ebenso für die ehrenamtliche Arbeit der Jugendtrainer, -betreuer und Funktionäre im Verein, die „sehr häufig im Dienst des Vereins stehen, allenfalls aber im Lohn des Herrn“. Entsprechend sei zum Abschluss allen Helfern des Vereins herzlich gedankt. Euch gebührt diese Festschrift. Arminia Langeneicke kann sich glücklich schätzen, dass sich längst eine neue, junge Generation von engagierten Verantwortungsträgern etabliert hat. Es dürften nur wenige Fußballvereine einen Vorstand mit niedrigerem Durchschnittsalter haben. Entsprechend optimistisch kann der Verein in die Zukunft blicken, auch wenn Fußball längst kein Selbstläufer mehr ist. Die Bundesligavereine mögen mehr denn je die Sportnachrichten dominieren, aber der Alltag im Breitensport ist konfrontiert mit der steigenden Zahl von Ganztagsbetreuung in den Schulen, dem demographischem Wandel und einem geänderten Freizeitverhalten. Das Sechsjährige in hoher Zahl begeistert zum Fußballplatz pilgern – und das auch mit 15 Jahren noch tun – ist weniger selbstverständlich denn je in der 100-jährigenn Geschichte Arminias.

Unsere Vorsitzenden

  • 1920 Wilhelm Reise
  • 1924 Franz & Ewald Grote
  • 1929 Fritz Holtkötter
  • 1930 Josef Baumeister
  • 1933 Josef Sure
  • 1936 Franz Lübbert
  • 1945 Franz Stratmann
  • 1947 Franz Meyer
  • 1949 Anton Vollmer
  • 1961 Willy Westermann
  • 1962 Franz Berg
  • 1971 Josef Holtkötter
  • 1977 Josef Kahr
  • 1990 Bernhard Grote
  • 1997 Thorsten Kahl
  • 1998 Engelbert Harrenkamp
  • seit 2018 Michael Weier

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